Ob Sie nur ein kleines Administrationsskript entwickeln oder eine umfangreiche Anwendung entwickeln – mit Python geht beides leicht von der Hand.
Python ist vielseitig. Die Programmiersprache, deren Entwicklung Anfang der 90er Jahre ihren Anfang nahm, eignet sich gleichermaßen für kleine wie sehr große Projekte. Python gibt es für Linux, viele Unix-Derivate, Mac OS X, Windows und auch für Plattformen wie OS/2 oder Nokia-S60-Mobiltelefone.
Die Python-Standard-Distribution (CPython), die man von der Python-Website [1] herunterladen kann, enthält rund 350 Module, unter anderem zum Umgang mit Posix-Signalen und Threads, regulären Ausdrücken sowie zum Abrufen von Webseiten und Parsen von E-Mails. Ein Debugger zur Codeanalyse und ein Profiler zur Messung der Ausführungsgeschwindigkeit zählen zum Lieferumfang der Standard-Distribution. Neben einer ausführlichen, englischsprachigen Dokumentation [2] gibt es auch eine hervorragende Python-Kurzreferenz [3].
Im Internet finden sich viele weitere Bibliotheken, beispielsweise zur PDF-Erzeugung [6], zur Spieleprogrammierung [5] oder zum Erstellen spezieller Parser [4]. Eine umfangreiche Liste bietet der Python Package Index (PyPI) [11]. Es gibt Schnittstellen zu diversen GUI-Toolkits wie Tk [7], GTK [8], wxWindows [9] und Qt [10]. Abbildung 1 zeigt die in Python mit Tk geschriebenen Entwicklungsumgebung Idle.

Abbildung 1: IDLE, eine in Python mit der Tk-Bibliothek programmierte integrierte Entwicklungsumgebung. Je nach Linux-Distribution wird diese IDE zusammen mit Python oder aus einem getrennten Paket installiert.
Python eignet sich nicht nur zum Skripting, man kann damit auch umfangreiche Programme schreiben. Bei den Paketverwaltungstools von Gentoo Linux handelt es sich hauptsächlich um Python-Skripte. Bekannte Python-Anwendungen sind das Dateitransferprogramm BitTorrent, der Mailinglistenmanager Mailman, der Applikationsserver Zope, das Vektorgrafikprogramm Skencil und das Online-Spiel Eve.
Python lässt sich leicht erlernen und ermutigt zum Schreiben von gut verständlichem Code. Es räumt der Geschwindigkeit des Entwickelns den Vorrang gegenüber der Geschwindigkeit der Programmausführung ein. Das heißt aber nicht, dass Python-Programme grundsätzlich träge arbeiten: Die Struktur der Sprache erlaubt das Implementieren optimaler Algorithmen, zudem sind viele interne Python-Funktionen in C geschrieben.
Installation
Viele Linux-Distributionen richten Python bereits bei der Installation mit ein, so gut wie alle bieten es als Paket an. Um herauszufinden, ob Ihr System Python bereits mitbringt, geben Sie in der Shell den Befehl python -V ein. Ist Python eingerichtet, antwortet es mit der Ausgabe der Versionsnummer. Die aktuellste Version für den Produktionseinsatz trägt die Nummer 2.4.3.
Falls Sie eine Fehlermeldung erhalten, installieren Sie Python aus den Paketen Ihrer Distribution nach. Bei einigen Linux-Spielarten müssen Sie zur Einrichtung mancher Python-Erweiterungen zusätzliche Pakete installieren, die python-dev, python-headers oder ähnlich heißen.
Spielerei
Für erste Tests, aber auch zum Experimentieren während der Entwicklung, eignet sich der Python-Interpreter im interaktiven Modus (Listing 1). Geben Sie den Python-Code am Prompt >>> ein. Die Ellipse ... erzeugt der Python-Interpreter als Fortsetzungsprompt, bei der „0“ am Ende des Listings handelt es sich um der Rückgabewert der Funktion os.system().
TIPP
Finden Sie Python im interaktiven Modus zu spartanisch, werfen Sie doch einmal einen Blick auf den Python-Interpreter IPython [12].
Listing 1
$ python
Python 2.4.2 (#1, Oct 4 2005, 21:25:43)
[GCC 3.3.6 (Gentoo 3.3.6, ssp-3.3.6-1.0, pie-8.7.8)] on linux2
Type "help", "copyright", "credits" or "license" for more information.
>>> print "Hallo Welt!"
Hallo Welt!
>>> for i in range(5):
… print i, # Einrueckung ist wichtig
…
0 1 2 3 4
>>> import os
>>> os.system("ls -l")
total 8
-rw-r--r-- 1 schwa schwa 1927 Apr 7 11:57 gliederung.otl
-rw-r--r-- 1 schwa schwa 3667 Apr 12 22:04 teil1.lmtxt
0
Wenn Sie möchten, können Sie den Python-Code auch in eine Textdatei (üblichweise mit Endung .py) schreiben und diese mit python datei.py ausführen. Alternativ geben Sie den Pfad zum Interpreter in der ersten Zeile der Datei an, machden sie mit chmod a+x datei.py ausführbar machen und starten das Skript mit Pfad/meine_datei.py.
Falls Sie in der Datei Umlaute oder andere Zeichen außerhalb des ASCII-Zeichensatzes verwenden, erhalten Sie eine Fehlermeldung. Geben Sie in einem solchen Fall zusätzlich das Encoding der Datei an:
#!/usr/bin/python # encoding: iso-8859-1
Bezeichner
In Python dürfen die Namen für Variablen, Funktionen, Klassen etc. beliebig viele Groß- und Kleinbuchstaben, Ziffern und Unterstriche enthalten, jdeoch nicht mit einer Ziffer anfangen. Groß/Kleinschreibung ist signifikant, Hallo und hallo bezeichnen also unterschiedliche Objekte. Der Python Style Guide [13] gibt Ratschläge, wie Sie Ihre Bezeichner benennen sollten.




